Wussten Sie schon?
Ein Zirkus um die Ecke, vergessene Elbebäder, eine Taube auf dem Dach oder beeindruckende Architekturdetails – entdecken Sie Spannendes und Überraschendes rund um das Gebäude der Sächsischen Staatskanzlei!
Staatskanzlei erst seit 1990
Das historische Gebäude war ursprünglich nicht als Staatskanzlei vorgesehen. Es wurde einst als Königliches Gesamtministerium errichtet und diente ab 1918 weiterhin als Sitz für innenpolitische Angelegenheiten – nun im Dienst der Republik und des neugegründeten Freistaates Sachsen.
Erst 1990 wurde es zur Staatskanzlei und damit zum Zentrum des Sächsischen Regierungsviertels. Die Entscheidung lag nahe, da es zentral gelegen und infrastrukturell gut erschlossen ist. Zudem hat das Gebäude seit seiner Errichtung eine wichtige Rolle in der Verwaltung gespielt und beeindruckt mit seiner repräsentativen Architektur.
Vergessene Badekultur
Direkt vor der heutigen Staatskanzlei wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Elbebad für militärische Zwecke errichtet. Es diente den Soldaten der nahegelegenen Kasernen zur körperlichen Ertüchtigung und Hygiene.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Militärbad in ein Volksbad umgewandelt. Als öffentliches Freibad bot es den Dresdnern einen Ort zur Erholung, mit Liegewiese, Schwimmbecken, Freizeiteinrichtungen und Umkleiden. Es gab strenge Regeln für Bekleidung, Geschlechtertrennung und Badezeiten.
Im Nationalsozialismus wurden jüdische Bürger und Andersdenkende aufgrund diskriminierender Gesetze vom Baden ausgeschlossen.
Auf dem Gelände verläuft heute ein Teil des Elberadwegs.
Zirkus nebenan
Sarrasani, einer der bekanntesten Zirkusse Deutschlands, errichtete 1912 am Carolaplatz ein monumentales Zirkusgebäude mit Platz für über tausend Zuschauer.
Dieses Bauwerk stärkte die Rolle des Viertels als kulturelles und gesellschaftliches Zentrum, nur einen Steinwurf von der Innenstadt und den Elbwiesen entfernt – und in direkter Nachbarschaft zur heutigen Staatskanzlei, die damals das königliche Ministerium des Innern beherbergte. Im Jahr 1945 wurde der eindrucksvolle Zirkusbau bei den Luftangriffen auf Dresden vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut.
»Lahme Ente« an der Spitze
Vor dem Zweiten Weltkrieg zierte die Krone die Kuppel der heutigen Staatskanzlei. Mit der Gründung der DDR wurde das königliche Symbol durch eine drei Meter große Friedenstaube aus Kupfer ersetzt, geschaffen vom Bildhauer Friedrich Press.
Diese Taube sollte den Wunsch nach Frieden und den Bruch mit der monarchischen Vergangenheit symbolisieren. Doch die Taube war nicht besonders beliebt: Wegen ihrer rundlichen Form wurde sie von vielen spöttisch »Lahme Ente« oder »Brütende Henne« genannt. Letztlich war es aber nicht die Taube selbst, sondern die stark rostenden Stahlträger, die dafür sorgten, dass sie nicht lange auf dem Turm blieb.
Tierisch was los
In der zentralen Halle der heutigen Staatskanzlei sollte man sich vor zwei dekorativen Löwen in Acht nehmen, die Stärke, Mut und königliche Macht symbolisieren. Neben den Raubkatzen sind außerdem noch Figuren von Hahn, Adler, Eule und Rabe vertreten, die wiederum für Wachsamkeit, Weitblick, Weisheit und Klugheit stehen.
Ein Bienenkorb über der Tür zum großen Sitzungssaal verkörpert überdies den herrschenden Fleiß innerhalb aller im Hause beschäftigten. Und damit nicht genug: Über all dem wachend, kann man Pelikane in den oberen Schildbögen entdecken, die ihre Jungen füttern – ein Symbol staatlicher Fürsorge.
Eine Krone für »König Kurt«?
1992 wurde die 2,70 Meter hohe Krone, die schon zu den Zeiten der Monarchie die Spitze der heutigen Staatskanzlei zierte, wieder errichtet. Damals war Kurt Biedenkopf der erste Ministerpräsident Sachsens und regierte zwölf Jahre lang. Wegen seiner beliebten Art wurde er oft scherzhaft »König Kurt« genannt.
Einige Menschen dachten daher, dass die Krone auf dem Gebäude auf seine wichtige Rolle in der sächsischen Politik hinweist. Tatsächlich erinnert die Krone aber an die Herrschaft des Hauses Wettin und symbolisiert Kontinuität und Stabilität. Dennoch bleibt Kurt Biedenkopf, wegen seines Reformgeistes und seiner Bemühungen um den wirtschaftlichen Wiederaufbau Sachsens, eine prägende politische Figur der Nachwendezeit in Ostdeutschland.
Architektur-Mix
Das Gebäude der Sächsischen Staatskanzlei wurde im neobarocken Stil erbaut und zeigt typische Merkmale dieser Epoche, wie symmetrische Fassaden und aufwendige Verzierungen. Das Dach hingegen hat eine besondere Form, die an eine Lotosblüte erinnert und typisch für den Jugendstil ist.
Die Spitzen der geschwungenen, blütenartigen Dachfläche enden schließlich in der königlich-sächsischen »Augustus-Krone«, die noch zu Zeiten der Monarchie auf die Spitze des Daches gesetzt wurde.
Kinder an die Macht!
An den Fassaden des historischen Gebäudes der heutigen Staatskanzlei sind Reliefs mit Kinderdarstellungen angebracht, die dem Bauwerk eine spielerische Note verleihen. Diese Szenen symbolisieren Werte und Tugenden, die auch der Regierung und Staatsverwaltung zugeschrieben werden sollen.
Als das Gebäude 1904 erstmals bezogen wurde, zogen die Ministerien für Inneres, Kultus und Justiz ein, weshalb viele Szenen diese Themen aufgreifen. Zu sehen sind Kinder mit Pinseln und Musikinstrumenten, die für Kunst und Kultur stehen, sowie Kinder mit Büchern und Pflanzen, die Wissenschaft, Forschung und Bildung symbolisieren. Weitere Darstellungen thematisieren Justiz und öffentliche Ordnung, mit Kindern, die das Studium und den Schutz des Gesetzes darstellen.
Matchball
In den 1920er Jahren wurden im östlichen Gartenbereich des Anwesens der heutigen Staatskanzlei mehrere Tennisplätze angelegt. Zu dieser Zeit war es üblich, repräsentative Gebäude mit Freizeiteinrichtungen auszustatten, da Tennis ein beliebter Sport unter wohlhabenden Bürgern war.
Die Plätze wurden bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs genutzt. Heute ist von den damaligen Tennisanlagen nichts mehr zu sehen. Auf der Fläche wurden in den 1990er Jahren Ministerialbauten errichtet.
Aus alt wird neu
Unmittelbar nach der Wiedervereinigung wurde das ehemalige Innenministerium modernisiert, um es den Anforderungen einer zeitgemäßen Regierungszentrale anzupassen. Über acht Jahre hinweg beseitigte man schrittweise Bauschäden, erneuerte das Interieur und modernisierte die Haustechnik. Historische Fassaden und Verzierungen wurden restauriert, um die ursprüngliche Architektur zu erhalten. Gleichzeitig richtete man moderne Sitzungssäle ein und verbesserte die Sicherheitsstandards durch den Einbau von Zugangskontrollen, Überwachungs- und Brandschutzsystemen. Das Gebäude wurde zudem durch energieeffiziente Heizungssysteme und barrierefreie Zugänge modernisiert.