Die Staatskanzlei damals: Ein Ort im Wandel der Geschichte
Die Sächsische Staatskanzlei in Dresden ist mehr als ein Verwaltungsgebäude – sie ist ein Spiegel der wechselvollen Geschichte des Freistaates Sachsen. Im Herzen Dresdens gelegen, erzählen Bau und Nutzung die Geschichte der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche.
Die Entstehung des Gebäudes
Die Planungen für das Gebäude begannen bereits in den 1870er Jahren nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges. Damals wurden in Dresden durch den Abriss von Militärgebäuden große Flächen frei. Die Stadt wollte das Gelände der heutigen Staatskanzlei neu nutzen und beauftragte den Landbaumeister Carl Adolph Canzler mit der Planung. Ein repräsentatives Gebäude für das Kultusministerium und zwei Gerichtsgebäude sollten entstehen. Trotz eines 1877 ausgeschriebenen Wettbewerbes scheiterten die ersten Entwürfe jedoch an unklaren Vorgaben.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Baupläne wieder aufgenommen. Der Geheime Baurat Edmund Waldow erhielt 1899 den Auftrag, ein neues Ministerialgebäude zu entwerfen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die unterschiedlichen Wünsche der Ministerien unter einen Hut zu bringen, gelang ihm überraschend schnell ein Entwurf. Der Landtag stimmte dem Bau zu und 1900 erfolgte der erste Spatenstich.
Die Architektur: Tradition und Moderne im Einklang
Das Gebäude sollte sich harmonisch in das historische Stadtbild Dresdens einfügen. Die Architekten orientierten sich an barocken und klassizistischen Vorbildern, um den traditionellen Charakter der Stadt zu bewahren. So wurde für die Fassade sächsischer Sandstein verwendet, ein besonders witterungsbeständiges Material aus regionalen Steinbrüchen.
Beachtenswert sind die architektonischen Details: Die drei Eingänge der Staatskanzlei sind kunstvoll mit Löwenköpfen, Wappen und Symbolfiguren verziert. Im Inneren finden sich Elemente des Jugendstils und des Klassizismus – florale Ornamente und geometrische Formen treffen auf antike Säulen und kunstvolle Malereien. Beeindruckend sind die Köpfe der Architekten, die in den Schlusssteinen der Fenster an der Rückseite des Gebäudes verewigt sind.
Zentrum von Macht und Wandel
Seit seiner Fertigstellung 1904 diente das Gebäude als Sitz der königlichen Ministerien für Inneres, Justiz und Kultus. Doch die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts hinterließ auch an der Staatskanzlei ihre Spuren. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen neue Ministerien hinzu, darunter das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit. In der Zeit des Nationalsozialismus übernahm die Gauleitung der NSDAP Teile des Gebäudes. In der DDR diente es als Sitz des Rates des Bezirkes Dresden und der Bezirksverwaltung.
Ort der politischen Wende
Mit der Wiedervereinigung 1990 begann für die Staatskanzlei eine neue Ära. Das Gebäude wurde zum Ort der politischen Neugestaltung und diente als zentrale Anlaufstelle bei der Wiedergründung des Freistaates Sachsen. Doch das historische Gebäude war durch Kriegsschäden und bauliche Veränderungen der DDR stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Deshalb begann 1991 eine umfassende Sanierung.
Der Umbau: Zwischen Tradition und Moderne
Die Sanierung der Staatskanzlei hatte ein klares Ziel: die historische Substanz zu erhalten und gleichzeitig den modernen Anforderungen einer Landesregierung gerecht zu werden. Besondere Herausforderungen war es, während der Bauarbeiten einen laufenden Betrieb und die Modernisierung der technischen Infrastruktur zu gewährleisten. Den Architekten gelang es, historische Elemente wiederherzustellen und gleichzeitig moderne Technik behutsam zu integrieren. Besonders markant: Die Rückkehr der goldenen Krone auf das Dach im Jahr 1992, die symbolisch an die ursprüngliche Gestaltung erinnert.
Heutige Nutzung: Ort der Kommunikation
Neben der umfassenden Sanierung wurde ein modernes Medienzentrum integriert, das den heutigen Anforderungen an Pressearbeit und Regierungskommunikation gerecht wird. Von Pressekonferenzen über Vorträge bis hin zu TV-Übertragungen bietet der Raum flexible Nutzungsmöglichkeiten. Modernste Technik ermöglicht Livestreams und digitale Vernetzung.
Historischer Ort im Wandel der Zeit
Die Sächsische Staatskanzlei ist nicht nur ein Verwaltungsgebäude, sondern auch ein Symbol für die wechselvolle Geschichte Sachsens. Vom königlichen Ministerium über die NS-Zeit und die DDR bis hin zur heutigen Landesregierung hat das Gebäude alle politischen Umbrüche miterlebt und ist heute ein moderner Arbeitsplatz in historischen Mauern.