Sächsischer Inklusionspreis 2020
Verleihung des 4. Sächsischen Inklusionspreises 2020 - „So geht sächsisch inklusiv!“
Der 4. Sächsische Inklusionspreis des Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Herrn Stephan Pöhler, ist heute in Leipzig verliehen worden. Der Inklusionspreis stand in diesem Jahr unter dem Leitmotiv »So geht sächsisch inklusiv!« und würdigte in den Kategorien Bildung, Freizeit & Kultur, Barrierefreiheit & Infrastruktur, Verwaltung sowie einem Sonderpreis fünf Beispiele gelungener Inklusion.
»Die diesjährigen Gewinner stehen beispielhaft für die Integration behinderter Menschen in Sachsen. Die vielen eingegangenen Bewerbungen machen sichtbar, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas verändert, sich der Gedankengang der Inklusion schrittweise stärker verankert und vertieft. Darüber bin ich sehr froh.«, so Pöhler während der Preisverleihung.
Die Preisverleihung fand angesichts der aktuellen Corona-Schutz-Bestimmungen nicht im Rahmen des ausgeschriebenen Festaktes im Sächsischen Landtag in Dresden, sondern ohne Gäste in Form von individuellen, hintereinander gestaffelten, kleinen Auszeichnungen der einzelnen Inklusionspreisgewinner im Foyer des Kommunalen Sozialverbandes in Leipzig statt.
Insgesamt 60 Einrichtungen und Initiativen hatten sich mit eindrucksvollen Beispielen um den Inklusionspreis beworben und dementsprechend interessant gestaltete sich der Auswahlprozess, an dessen Ende die Jury vor der schwierigen Aufgabe stand, sich pro Kategorie auf »nur einen« Preisträger einigen zu müssen. Am Ende wählte sie fünf Bewerber aus, die heute mit dem Preis ausgezeichnet wurden. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist in allen Kategorien mit jeweils 1.000 Euro dotiert.
- Medieninformation: Verleihung des 4. Sächsischen Inklusionspreises 2020 Pressemitteilung vom 3. Dezember 2020
Die Preisträger 2020:
Projekt: »SinnReich - Erlebnisräume im Dunkeln«
In einer festen Ausstellung können interessierte Personenkreise Rundgänge durch das SinnReich - mehrere vollkommen verdunkelte und voneinander abgetrennte Themenbereiche (Natur, Straße, Wohnen) - durchführen. Blinde und sehbehinderte Menschen leiten die Gäste durch die Ausstellung und ermöglichen hierdurch eine direkte Interaktion und einen direkten Austausch zwischen Menschen mit und ohne gesundheitliche Einschränkung. Sie vermitteln Sicherheit und geben nützliche Hinweise, denn durch die Dunkelheit wird die Wahrnehmung stark verändert, optische Aspekte spielen keine Rolle, Kontrolle ist nahezu unmöglich, Rücksichtnahme und Achtsamkeit sind gefordert.
Der bei diesem Projekt eingenommene Perspektivwechsel mindert Berührungsängste und Vorurteile, lässt die Beteiligten fast nebenbei neue Kompetenzen entwickeln, sensibilisiert nachhaltig für das Zusammenleben in einer inklusiven Gesellschaft.
Projekt: »Boule begeistert und verbindet Menschen«
Der im Jahre 2013 gegründete Verein, der im Breiten- und Wettkampfsport Petanque, Boule, spielt, stieß durch Zufall auf Menschen mit Behinderung und deren Interesse für ihre Sportart. Die Mitglieder bekamen nicht nur Verständnis für diese Menschen und bauten bestehende Vorurteile ab, sondern sie gingen aktiv auf Behinderteneinrichtungen zu und warben für ihre Sportart. Seit 2015 trainieren die Vereinsmitglieder wöchentlich regelmäßig mit über 20 erwachsenen Menschen mit Behinderung - mit viel Freude und Engagement im Ehrenamt. Besonders stolz ist der Verein auf alle Menschen mit Behinderung, die bei ihnen Vereinsmitglied geworden sind sowie die, die erfolgreich am Breiten- und Wettkampfsport teilnehmen.
Projekt: »Hörerlebnisse und Begegnung schaffen - Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit«
Kultur- und Sportveranstaltungen sind für Menschen mit einer Behinderung meist nur eingeschränkt erlebbar. Die HörMal Audiodeskription gUG fördert Barrierefreiheit von Veranstaltungen, indem sie Live-Hörbeschreibungen (Audiodeskription) anbietet. Geschulte Reporter übersetzen alle Geschehnisse detailliert, die Menschen mit (Seh-) Behinderung über ein Audioguide-System live vor Ort empfangen können. Ähnlich eines Gebärdendolmetschers für Menschen mit (Hör-) Behinderung werden Ereignisse erlebbar gemacht, so dass sich Menschen mit und ohne Behinderung nach einer Veranstaltung über die Ereignisse austauschen können. Menschen mit einer (Seh-) Behinderung wird die Teilhabe und Inklusion durch dieses Angebot erleichtert.
Projekt: »Komplette Leitsysteme und moderne, barrierefreie Ausstattung für einen service- und zukunftsorientierten Bürgerservice im Rathaus Schwarzenberg«
Das im Jahr 1861 als Baumwollspinnerei errichtete Rathaus der Stadt Schwarzenberg wurde im Laufe der Zeit mehrfach saniert und ausgebaut. Die Belange der Barrierefreiheit erfuhren dabei immer stärkere Bedeutung, so dass im Jahre 2019 ein neuer barrierefreier Bürgerservice im Erdgeschoss eröffnet werden konnte. Ausgestattet wurde dieser unter anderem durch ein taktiles Leitsystem, wodurch sehbeeinträchtigte Personen zuverlässig und selbstständig Zugang zum Bürgerservicebereich erhalten; breite Gänge und Wege, wodurch Menschen mit einem Rollstuhl eine barrierefreie Zufahrt ermöglichen. Zudem wurden bei der Neugestaltung der Außenanlagen am Rathaus die Elemente der taktilen Wegeleitführung vom Parkplatz in den Innenbereich des Bürgerservice fortgeführt.
Durch die Berücksichtigung aller moderner Standards der Barrierefreiheit wurde eine komplette Zugänglichkeit für Jedermann erreicht, die nicht nur optimale Besuchsbedingungen für die Bürgerinnen und Bürgern geschaffen hat, sondern auch optimale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung selbst.
Projekt: »Sensory friendly - Museumsbesuche für Menschen aus dem Autismus-Spektrum gestalten"
Seit 2010 werden die Museumsangebote des Bach-Museums Leipzig Schritt für Schritt umgebaut. So wurden im Laufe der Zeit Angebote für mobilitätseingeschränkte, gehörlose, blinde und sehbehinderte, schwerhörige, geistig- und lernbehinderte Besucher*innen entwickelt, die es ihnen gestatten, das Museum selbstbestimmt zu besuchen, wann immer sie mögen. Das zuletzt für Menschen aus dem autistischen Spektrum entwickelte Angebot stellt einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Veränderung und Verstetigung zu einem inklusiven Museum dar. Mit der Entwicklung von Hilfsmitteln, mit denen sich Menschen aus dem Autismus-Spektrum auf den Besuch des Bach-Museums vorbereiten können, wird ihnen ein gleichberechtigter Zugang zur Ausstellung ermöglicht, so dass nunmehr auch für diesen Personenkreis eine volle und wirksame Teilhabe am Kulturangebot des Museums gewährleistet ist.